Am 19. Dezember 1859 gelang es der DORETTE, neun Schiffbrüchige, davon fünf Frauen, von dem wenige Tage zuvor gesunkenen Schiff SILAS HOLMES in der Nähe von Florida zu retten. Unter Führung von Kapitän Gustavus hatte die Dorette im November 1862 eine Kollision mit dem Schiff EXPRESS, Kapitän Unruh, welches dabei den Besanmast verlor. Die DORETTE blieb offenbar unbeschädigt.
Der spätere Kapitän Louis Haesloop ([Schiff, später Bark] LOUIS HENRY...), der mit der DORETTE unter Lüder Schulken in den Jahren 1867/68 mehrere Reisen von Bremerhaven nach New York bzw. New Orleans als Matrose mitmachte, beschreibt in seinen Aufzeichnungen die Lage der Passagiere auf einem Auswanderersegler jener Zeit:
Diesmal ging die Reise nach New Orleans und wieder mit ungefähr 300 Passagieren.... Welche einfachen, ja primitiven Einrichtungen für die Passagiere derzeit! In dem niedrigen Zwischendeck waren 300 Menschen eingepfercht. Keine Fenster, keine Ventilation! Wenn bei schlechtem Wetter die Luken geschlossen werden mußten, war es dort unten eine fürchterliche Luft. Verschiedene Abteilungen gab es derzeit noch nicht, alles wohnte und schlief durcheinander. Ein Arzt war nicht an Bord. Wasser für alle diese Menschen wurde in Fässern mitgenommen. Jeder erhielt eine kleine Ration Trinkwasser, sehr scharf bemessen. Nachts wurde scharfe Wache gehalten, damit kein Wasser und Proviant gestohlen werden konnte. Während der Reise gab es acht Sterbefälle und eine Geburt.
Auch an der nächsten Reise der DORETTE von Bremerhaven nach Nordamerika nahm Louis Haesloop teil:
Wieder ging es mit fast 300 Passagieren in See nach New York. Am 8. März segelten wir zum Leuchtturm hinunter, mußten hier aber ankern und einen schweren Nordoststurm aushalten. Wir lagen vor beiden Ankern mit 90 Faden Kette. Folgenden Tages kamen wir in See und segeltem [sic], da der Wind Südwest war, wieder Nord um England. Auf dieser Reise viel Sturm und schlechtes Wetter. Die armen Passagiere hatten viel auszuhalten, sie konnten tagelang nicht an Deck kommen, da die Luken geschlossen bleiben mußten. Auf dieser Reise fiel auch unser KoUege Christoffer Seebeck aus Rönnebeck über Bord. Bei stürmischem Wetter und hoher See stürzte derselbe von der Obermarsrah in See. Unter Lebensgefahr wurde ein Boot ausgesetzt, mußte aber nach vergeblichem Suchen wieder an Bord zurückkehren. Mit vieler Mühe und knapper Not gelang es, das Boot wieder an Bord zu kriegen. Kurz nachdem das Boot mit seiner Mannschaft an Bord in Sicherheit war, setzte ein schwerer Sturm ein. Unseren armen Freund sahen wir nicht wieder. Endlich, am 15. Mai, nach einer sehr harten und beschwerlichen Reise, kamen wir in New York an. Außer unserem Kameraden Seebeck hatten wir auch eine Anzahl Passagiere, meist Kinder, in die See betten müssen.
Auf der Rückreise, die vom 23. Juni bis zum 5. August 1868 dauerte, brachte die DORETTE eine Ladung Petroleum nach Bremerhaven.
Im Jahre 1870 wurde die DORETTE nach Norwegen verkauft. Sie erhielt den Namen NORDSTJERNEN und fuhr für H. Chr. Grön aus Lunden. 1880 schließlich wurde die Bark von L.G.S. Larsen aus Hauan (Sandefjord) erworben.
Erst 1904 wurde die NORDSTJERNEN ex DORETTE nach 48 Jahren Fahrtzeit in Lissabon kondemniert und zum Abbruch verkauft.
According to Peter-Michael Pawlik, _Von der Weser in die Welt; Die Geschichte der Segelschiffe von Weser und Lesum und ihrer Bauwerften 1770 bis 1893_, Schriften des Deutschen Schiffahrtsmuseums, Bd. 33 (Hamburg: Kabel, c1993), pp. 279-280.
Thanks to Michael Palmer for providing this information.